Die BBS SÜW erinnert sich
Im Rahmen einer fünftägigen Klassenfahrt unternahm die Klasse HBF So23b der BBS Südliche Weinstraße einen eindrucksvollen und zugleich erschütternden Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau. Ziel war es, sich mit einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig zu halten.
Gleich beim Betreten der Gedenkstätte durch das eiserne Tor mit der Inschrift „Arbeit macht frei“ breitete sich eine bedrückende Stille unter den Schülerinnen und Schülern aus. Ein Schüler flüsterte beim Durchschreiten des Tores: „Ich habe Gänsehaut, ich kann richtig fühlen, wie unmenschlich es hier zuging.“
Im Mittelpunkt des Besuchs stand eine dreistündige Führung, die von einer pädagogisch geschulten Mitarbeiterin der Gedenkstätte geleitet wurde. Sie vermittelte den Schülerinnen und Schülern mit großer Sachkenntnis Einblicke in den grausamen Alltag im Konzentrationslager Dachau. Besonders eindrücklich war die Schilderung der Lebensbedingungen der Häftlinge: Gewalt, ständige Überwachung, brutale Zwangsarbeit, Hunger, Angst und systematische Entmenschlichung und der Tod bestimmten das tägliche Leben.
Während der Führung durch die Baracken und des Gefängnisses stellte eine Schülerin fassungslos die Frage: „Wieso machen Menschen so etwas?“ – eine Frage, die im Raum stehen blieb und alle nachdenklich stimmte. „Ich finde, jeder sollte einmal so ein KZ besichtigt haben.“, ergänzte eine Schülerin.
Ein zentrales Thema der Führung war auch die Stigmatisierung der Häftlinge durch verschiedenfarbige Winkel, die auf ihrer Kleidung angebracht wurden: mit dem schwarzen Winkel wurden sogenannte „Asoziale“ gekennzeichnet, der grüne Winkel war sogenannten „Berufsverbrechern“ vorbehalten. Mit dem rosa Winkel wurden Homosexuelle, mit dem blauen Winkel Emigranten stigmatisiert. Den lila Winkel mussten Zeugen Jehovas tragen, die wegen ihres Glaubens und der Ablehnung von Gewalt und Wehrdienst verfolgt wurden. Den Judenstern, dem bekanntesten Symbol der Stigmatisierung durch die Nationalsozialisten, mussten Menschen jüdischen Glaubens tragen.
Zum Abschluss besichtigte die Klasse die Gaskammern und das Krematorium. Es war der wohl emotional schwerste Moment des Besuchs. Der Ort, an dem tausende Menschen ihr Leben verloren, wirkte trostlos, kalt und beklemmend. Viele Schülerinnen und Schüler reagierten mit Tränen, andere verharrten still in Gedanken. Die Erkenntnis, dass in Dachau seit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Jahr 1933 mehr als 41.500 Menschen ums Leben kamen, war für viele nur schwer zu begreifen.
Der Besuch der KZ-Gedenkstätte war für die Klasse ein prägendes Erlebnis, das nicht nur historisches Wissen vermittelte, sondern auch ein tiefes emotionales Verständnis für das Leid der Opfer weckte. „Die Konfrontation mit der Geschichte hat eindringlich gezeigt, wie wichtig Erinnerung und Aufklärung in der heutigen Zeit sind, damit wir nicht wieder in etwas hineinrutschen, was viele doch gar nicht wollen.“, so die Klassenlehrerin Laura Rimbrecht, die die Klassenfahrt durchführte.